Chefin Katharine Parker (Sigourney Weaver) zahlt am Ende von Working Girl – Die Waffen der Frauen (1988) einen hohen Preis. Ihre Reputation: passé. Deal: geplatzt. Mann: weg. Dabei ist sie zunächst einmal nur eine dieser raren Frauen in Führungspositionen. Aber dass sie unserer Heldin, Tess McGill (Melanie Griffith), übel mitspielt, verzeihen wir ihr nicht; wohlig laben wir uns an ihrem Untergang.[1]
Sollte uns dies nicht zu denken geben, feministisch betrachtet? Katharine Parker ist eine weibliche Führungskraft, die die Regeln der männlich dominierten Geschäftswelt zu ihren eigenen macht. Sie will so sein wie die Jungs, will aber solidarisch auch ein bisschen Mentorin sein für die Frau, die unter ihr steht. Die Botschaft im Film ist klar: Dass sie sich als fiese Schlange entpuppt, und die Jungs jeglichen Alters (außer Tess‘ anfängliche Bosse) hier die Netten und Fairen sind, „beweist“ uns, dass per se nichts gewonnen ist, wenn Frauen die Chefsessel erklimmen.
Dabei sieht anfangs alles so rosig aus für Katharine Parker. Ihre privilegierte Herkunft sicherte ihr eine gute Ausbildung, sie bewegt sich sicher auf dem gesellschaftlichen Parkett, kultiviert eine tiefere Stimme, beherrscht Smalltalk, und geht davon aus, dass ihr all dies rechtmäßig zusteht und sie es sich ja persönlich hart erarbeitet hat.[2] Sie hat eine mordsmäßige Energie beim Geschäftemachen/Netzwerken. Eine ebensolche sexuelle Energie hat sie in Bezug auf ihren Lover Jack Turner (Harrison Ford), dessen kurz bevorstehenden Heiratsantrag sie als gesetzt voraussetzt.
Als Tess‘ neue Chefin kommt sie neu in die Firma, ist charmant, aber ihrer Privilegien gewiss (Stichwort Kaffee holen), suggeriert ihrer Sekretärin, dass sie sie fördern wolle und sie, Tess, gerne mit allem zu ihr kommen könne. Als die das schließlich tut und sich vertrauensvoll mit ihrer Merger-Idee an Katharine Parker wendet, klaut diese ihr die – und stellt Tess selbstbewusst als Lügnerin hin. Es dauert sehr lange, bis die selbstbewusste Katharine überhaupt auf die Idee kommt, Underdog Tess könne mit ihrer eigenen kleinen Charade tatsächlich Erfolg haben. [3]
Today’s junior prick is tomorrow’s senior partner.
Katharine Parker ist in dieser Aschenputtel-Geschichte zwar die moralische Verliererin, doch auch dies kann auf die Zuschauer*innen eine zündende Wirkung haben. So können sich Führungskräfte und High Potentials ihrer eigenen Werte bewusster werden, für oder gegen Ms. Parker Position beziehen und in vielen Situationen bzw. Szenen von ihr lernen. Sehe ich die Personen hinter meinen Mitarbeiter*innen? Will ich auf der Beziehungsebene mit ihnen verbunden sein? Sehe ich mich als Mentor*in? Befürchte ich, dass jemand, den ich fördere, später an meinem Stuhl sägen könnte? Sind meine Macht und Stellung nur gesichert, wenn ich andere klein und unten halte? Und ist das überhaupt die Begriffsebene, auf die ich mich hinablassen will? Abgesehen davon, dass sie eine Schlange ist, gibt sie Tess doch einige Ratschläge mit auf den Weg, die unter den Prämissen der Business-Etikette auch heute noch ihre Berechtigung haben, etwa “Never burn bridges. Today’s junior prick is tomorrow’s senior partner”, findet das Business-Magazin Forbes.[4]
Für wen?
- Assistent*innen;
- Frauen, die Karriere machen wollen;
- Führungskräfte (w/m/d) und solche, die es werden wollen;
- Menschen, die als Berater*innen überzeugen möchten;
- Menschen, die sich wegen ihrer Herkunft sehr unsicher bzgl. ihres Berufs, ihrer Stellung und ihres Anspruch sind;
- Menschen, die sich wegen ihrer Herkunft sehr sicher bzgl. ihres Berufs, ihrer Stellung und ihres Anspruch sind.
Working Girl (Die Waffen der Frauen). USA, 1988. Regie: Mike Nichols. Buch: Kevin Wade.
[1] Mehr zu Tess McGill hier: Working Girl
[2] Ein Comic zum Thema Privileg hier: https://www.upworthy.com/a-short-comic-gives-the-simplest-most-perfect-explanation-of-privilege-ive-ever-seen (abgerufen am 24.3.2019)
[3] Ihr Verhalten und Gehabe hat sich Sigourney Weaver (ebenso wie Melanie Griffith für ihre Rolle) übrigens in einer Art Feldforschung in der Geschäftswelt von real existierenden Führungskräften abgeguckt. Dieser Wahrheitsgehalt in ihrer Darstellung sorgt also für einen zusätzlichen Grusel: Es ist keine Persiflage.
[4] https://www.forbes.com/sites/dinagachman/2013/03/13/lessons-from-working-girl-25-years-later/#4788cf749ec3, abgerufen am 09.01.2020.