Star Wars: The Force Akwakens (2015)

Viele Abenteuer- und Katastrophenfilme erzählen vom Besten – und vom Schlechtesten – in der Arbeitswelt. Hier werden vormals stille, professionell agierende Chefs und andere Spezialisten unverhofft zu Helden, die selbstlos nicht nur ihre Mannschaft, sondern gleich die gesamte Galaxis zu retten versuchen.

Andere verlassen als erste das sinkende Schiff, werden zu tobenden Berserkern (was der Mission selten hilft), verwandeln sich in gierige, berechnende, entmenschlichte Figuren, die die Nerven verlieren und fast immer die Rechnung in Form eines vorzeitigen Todes präsentiert bekommen. 

Kylo Ren, ein Epigone (und Enkel) des legendären schwarzen Lords Darth Vader, ist eigentlich ein schwacher, ein zweifelnder Anführer. Im ersten Teil der 3. Star-Wars-Trilogie The Force Awakens (Das Erwachen der Macht) ist er ein unsicherer Mittelmanager, der Rat und Anleitung des Obersten Anführers Snoke (visuell eine Mischung aus Lord Voldemort und Gollum) bedarf, um die jeweils nächsten Schritte zu gehen und nicht von der dunklen Seite abzuweichen. Sein Ziel, die Jedi-Rebellen endgültig zu zerschlagen, ist persönlich motiviert, was ihm manchmal – findet General Hux, Führungskraft unter Oberboss Snoke wie er – den Blick auf die angemessenen nächsten Schritte und Maßnahmen etwas verstellt.

Filmstill aus The Force Awakens (c) Lucasfilm, via imdb.com
Wachen, wo sind die Wachen? (c) Lucasfilm, via imdb.com

Kylo Ren tobt sich mit seinem Laserschwert öfter an lebloser Materie aus, wenn sich wieder einmal das ganze Universum – oder einfach ein paar Rebellen und Abtrünnige – gegen ihn verschworen zu haben scheinen. Die Sturmtruppler, die er rief – „Wachen! Wo sind die Wachen?“ – drehen da lieber nochmal ab, statt sich in das Auge des Orkans zu bewegen und weitere Befehle entgegenzunehmen.

Die Protagonisten von Das Erwachen der Macht aber sind die Schrottsammlerin Rey (Daisy Riley) und der abtrünnige Sturmtruppler Finn (John Boyega), der, als er Blut sieht, an der Ersten Ordnung zu zweifeln beginnt. Sie werden unfreiwillig in die Geschichte hineingezogen, sind sie doch die einzigen, die den Druiden BB-8 davor bewahren können, als Ersatzteillager umgenutzt oder von den Abgesandten der Ersten Ordnung verschleppt zu werden. BB-8 muss aber ins Rebellenlager, denn er bewahrt eine Karte auf, die angeblich den Weg zum verschollenen Jedi Luke Skywalker weist.

Das Heer namenloser Sturmtruppler der Ersten Ordnung, über die General Hux (visuelles Vorbild: Hitler) auf Weisung Snokes gebietet, sind aber sowieso nichts anderes gewöhnt, als angebrüllt und hin- und herkommandiert zu werden: immer mit Helm, austauschbar, von klein auf als Kanonenfutter ausgebildet, menschlicher Regungen anscheinend abhold.

Rey und Finn machen sich mit BB-8 auf den Weg, ihnen bleibt auch nicht viel anderes übrig, weil die Sturmtruppler hinter ihnen her sind und sie beschossen werden. Heldenmäßig geraten sie in eine Mission, mit der sie zunächst nichts zu schaffen hatten. Und sie tun das aus eigenem Antrieb, weil es das Richtige ist. Schon gemerkt? Sie machen das ohne Gehalt, Zielvereinbarung, ohne leistungsorientierte Vergütung, ohne Boss, der anweist, was sie als nächstes tun sollen. Helden*innen sind intrinsisch motiviert. Sie tun, was sie tun müssen, weil sie es können, weil sie die einzigen sind, die diese Mission zur Rettung der Galaxis erfüllen können.[1] Dabei gehören weder Rey noch Finn zunächst den Rebellen an, die die wechselnden diktatorischen Regierungen im Universum bekämpfen, und deren Anführerin General „Prinzessin“ Leia ist[2].

Han Solo (Harrison Ford), Schmuggler, „damals“ Freund von Luke (und Leia), ist auf einer anderen „Mission“ und hat ganz profan ein Speditionsbusiness, das ihn ernährt. Zunächst ist er eher auf der Flucht als auf einer Heldenmission, sind ihm doch ein paar finstere Gesellen auf den Fersen, die er in der Vergangenheit übervorteilt hat. Auf dem „Schrottplatz“, der Siedlung Jakku, hat er sein früheres Raumschiff, den Millennium-Falken, nicht aufgespürt; aber nun, wo Rey, Finn und BB-8 damit unterwegs sind, stößt er zu ihnen, nimmt es wieder in Besitz und schließt sich den jungen Helden an. Später, nachdem ihm Rey im Cockpit ein bisschen auf die Sprünge geholfen hat und sie ihren Verfolgern fürs Erste entkommen sind, sagt er zu ihr: „Ich überlege, meine Mannschaft zu vergrößern. … Ich wäre nicht nett zu dir. Die Bezahlung ist mies.“ – „Sie bieten mir einen Job an?“


Die ganze Galaxis verlässt sich auf uns!

Han Solo: What was your job when you were based here?
Finn: Sanitation.
Han Solo: Sanitation? Then how do you know how to disable the shields?
Finn: I don’t. I’m just here to get Rey.
Han Solo: People are counting on us. The galaxy is counting on us.
Finn: Solo, we’ll figure it out. We’ll use the Force.
Han Solo: That’s not how the Force works!

imdb.com (abgerufen 02.08.2019)


Star Wars: The Force Awakens (Star Wars 7: Das Erwachen der Macht). USA, 2015. Regie: J.J. Abrams, Buch: J.J. Abrams, Lawrence Kasdan, Michael Arndt

Der Trailer von The Force Awakens.

[1] Als der Millennium-Falke havariert, repariert Rey ihn. Aus dem Motorraum ruft sie: „Es ist der Motivator! Hol mir einen Harris-Schlüssel!“ Tja, ein Raumschiff braucht einen Motivator, um zu fliegen, ein Mensch auf einer Mission hat genügend eigenen Antrieb. Der ‚Motivator‘ wird im Star-Wars-Universum gern verwendet. Schon in Episode IV, A New Hope, stellt Luke, als er den Druiden R2D2 flott machen will, fest: „Dieser R2 hat einen defekten Motivator.“

[2] Carrie Fisher in ihrer vorletzten Rolle.

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