Sabrina (1954)

Seiner Zeit voraus: In „Sabrina“ entwickelt sich der Konflikt des Liebes-Dreiecks um eine zukunftsweisende unternehmerische Erfindung – genial, wenn wir sie heute hätten: Unkaputtbares Bio-Plastik.

Larrabee-Plastik aus Zuckerrohr – biologisch abbaubar! (c) Paramount Pictures via http://toldbydesign.com/

In Billy Wilders „Sabrina“ (1954) spielt Humphrey Bogart Linus Larrabee, einen Geschäftsmann mit Prinzipien und dem Willen, die Welt zu gestalten. Er verwaltet den dynastischen Familien-Mischkonzern und lebt in sagenhaftem Reichtum, ist aber ein pflichtbewusstes Arbeitstier und tut dies nicht des Geldes wegen[1]. Ihn reizen die Gestaltungsmöglichkeiten, die er hat, um die Welt zu verändern, und sieht es als die Pflicht und Verantwortung jedes Unternehmers, die Welt mit seinen Innovationen zu einem besseren Ort zu machen.

In mehreren Szenen des Films führt Linus Larrabee eine brandaktuelle Erfindung vor, in die er investieren will: unkaputtbarer Kunststoff aus Zuckerrohr, stark wie Panzerglas, so biegsam, dass 9 Personen auf einer türgroßen Kunststoffplatte wippen können, ohne dass diese durchbricht. Zur Sicherung der stetigen Zuckerrohr-Lieferung will er seinen Bruder David (William Holden), den Lebemann, wie zu alten Fürstenzeiten mit der Tochter eines Zuckerrohr-Produzenten verheiraten. Dessen Tändelei mit der aus Paris wiedergekehrten Chauffeurstochter Sabrina (Audrey Hepburn) gefährdet diesen Deal.

Warum machst du das?

Von seinem Bruder zu seiner Motivation befragt, glüht Linus: „Eine neue Erfindung ist gemacht worden, die der Menschheit nützen wird. Die Wissenschaft hat der Welt ein neues Industriegebiet erschlossen. Fabriken werden gebaut, Maschinen laufen und du bekommst eine neue Aufgabe. Vielleicht ist es nicht viel, wenn Menschen, die kaum einen Pfennig besessen haben, jetzt einen Dollar besitzen, wenn barfüßige Kinder Schuhe und Strümpfe tragen und zum Zahnarzt geschickt werden können. Was stört dich an der Triebfeder, die den Menschen Büchereien, Hospitäler, Fußballspiele und ab und zu mal einen Kinobesuch verschafft?“[2]


Hier: das Material der Zukunft: Es wird Plastikflugzeuge geben, Plastikanzüge und eines Tages wird es Hauptbestandteil unserer Ernährung sein. Und es wird Larrabee-Plastik sein.“

Es ist der Lobgesang auf das grenzenlose Wirtschaftswachstum und den freien Markt, hier jedoch nicht rein um seiner selbst Willen und um die Firma oder gar seinen Aktienkurs zu sichern, sondern in der Überzeugung, dass Wachstum allen nützt und durch den Trickle-down-Effekt[3] auch bei den ärmeren Bevölkerungsschichten und auf der anderen Seite des Globus ankommt, in den Produktionsländern. Linus Larrabee ist ein aufrechter Geschäftsmann, überzeugt von den guten Auswirkungen unternehmerischen Tuns, und zwar nicht nur materieller Art, sondern auch, wenn mit diesem Tun, mit den Investitionen in Forschung und Entwicklung, mit Innovationen etwas geschaffen wird, das „der Menschheit nützen wird“.  Und wenn es das Plastik in unserem Essen ist (sic!).

Für wen?

  • Entrepreneur*innen, Gründer*innen, Unternehmer*innen
  • solche, die es werden wollen
  • Beschäftigte auf der Suche nach dem Sinn

Sabrina. USA, 1954. Regie & Buch: Billy Wilder. Vorlage (Play): Samuel A. Taylor.


[1] Linus: „Wenn es mir ums Geld ginge, würde es sich kaum lohnen zu arbeiten.“ Um Linus als integren Geschäftsmann mit Werten zu positionieren, wird sein Vater, der doch vermutlich das Unternehmen auch einmal geleitet, wenn nicht gar gegründet hat, in Abgrenzung zu Linus als Bonvivant hingestellt, der sich szenenlang mit der Zusammensetzung eines perfekten Martinis (mit Olive) beschäftigen kann, anstatt an den Geschäften der Firma noch Anteil zu nehmen. 

[2] David: „Ich komme mir wie ein Menschenfeind vor. Wenn ich mich weigere, Elizabeth zu heiraten, bin ich schuld daran, dass irgendwo ein Kind mit einem hohlen Zahn rumläuft.“

[3] Die Trickle-down-Theorie bezeichnet die These, dass Wirtschaftswachstum und allgemeiner Wohlstand der Reichen nach und nach durch deren Konsum und Investitionen in die unteren Schichten der Gesellschaft durchsickern würden (Trickle-down-Effekt). Neoliberale wie Ronald Reagan und Margaret Thatcher waren in den 1980er Jahren große Verfechter einer Wirtschaftspolitik, die mithilfe der Trickle-down-Theorie niedrigere Steuern für Reiche propagierten. Kritiker der Theorie sagen, es gebe bis heute keine Belege dafür, dass es den trickle-down-Effekt wirklich gebe. (nach Wikipedia, abgerufen am 12.1.2019)

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