Bridget Jones (Renée Zellweger) „wedelt nur so mit Pressemitteilungen rum“, definiert ihr Chef und Liebhaber Daniel Cleaver (Hugh Grant) den Job der Mitarbeiterin der Presseabteilung eines Literaturverlags in London. Eine Definition ihrer Arbeit, die sich Mitarbeiterinnen – und es sind fast immer Frauen – von Presse- und Marketingabteilungen auch im wahren Leben nicht nur von Kolleg*innen anderer Bereiche, dort, wo das Geld verdient wird, anhören müssen.
Single, Moppel und (anfangs) Thirtysomething Bridget Jones (Schokolade zum Frühstück, 2001; Am Rande des Wahnsinns, 2004) ist in den ersten beiden Filmen der Reihe Identifikationsfigur nicht nur für all jene, die auf Partnersuche sind, sondern vor allem für all die, die beruflich keine größeren Ambitionen haben. Während sonst im Film die Heroen, egal welchen Geschlechts, per definitionem immer überaus patent auf ihrem jeweiligen Gebiet sind, ist Bridget das nicht. Ob den Small Talk mit Salman Rushdie, die Anmoderation auf einer Buchvorstellung, die Live-Schalte im Fernsehen, ihr Timing, das Exklusivinterview mit einem Menschenrechtsaktivisten: Sie schmeißt sich zwar todesmutig in hoffnungslose Situationen, aber meistert diese dann nur mäßig. Bridget macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube, haut unreflektiert alles raus, was ihr durch den Kopf geht, und ist, was das politische Tagesgeschehen angeht, nicht gerade auf dem Laufenden. Ihre Schwächen machen sie aber einzigartig und authentisch, was in Liebe und Arbeitsleben auch von Vorteil sein kann.
… und dann kam auch noch Pech dazu
Auch ihre Vorstellungsgespräche vermasselt sie solange, wie sie vorgibt, etwas anderes zu sein, als sie ist („ich verstehe mich gut mit Teenagern“), und der Job (und der Chef), den sie dann an Land zieht, ist eher zweifelhaft. Immerhin spielt sie im Verlag nicht auf Nummer Sicher und krallt sich nicht an Stelle, Arbeitsvertrag oder Kündigungsfrist, sondern verschafft sich einen Abgang mit Stil und vor feixendem Publikum („Ich würde sogar einen Job als Saddam Husseins Arschlochwischer annehmen, um nicht weiter in deiner Nähe zu arbeiten“), und Aretha Franklin jubiliert dazu mit „Respect“. Wobei am Ende nur ein Job steht, keine Karriere, kein ‚Aufstieg‘, wie er landläufig definiert wird.[1]
Bridget Jones ist eine von uns. Eine von den Normalos ohne herausragende Talente. Das macht sie so populär. In der Liebe will sie ein bisschen mehr als den geläuterten Büromacho Daniel, selbst wenn das bedeutet, dass sie weiter allein bleibt; auch hier spielt sie nicht auf Nummer Sicher. Sie hat einen Trupp guter Freunde, die ihr zur Seite stehen.[2] Aber im Job will sie einfach nur ihr Geld verdienen. Und macht damit uns alle zu Held*innen des Alltags.
Bridget Jones‘ Diary (Schokolade zum Frühstück). GB, 2001. Regie: Sharon Maguire. Buchvorlage: Helen Fielding. Screenplay: Helen Fielding, Andrew Davies, Richard Curtis.
Bridget Jones: The edge of reason (Am Rande des Wahnsinns). GB, 2004. Regie: Beeban Kidron. Buchvorlage: Helen Fielding. Screenplay: Helen Fielding, Andrew Davies, Richard Curtis, Adam Brooks.
[1] Im 3. Teil, Bridget Jones‘ Baby (2016) ist sie beruflich nicht mehr das Aschenputtel, sondern Produzentin ihrer eigenen TV-Sendung. Aber auch hier ist ihr Abgang programmiert; der neuen Vorgesetzten sei dank.
[2] Diese Freunde haben alle einen Beruf und werden anhand diesem im Film erstmals eingeführt: Die Investmentbankerin, die Journalistin, der Musiker mit dem einen Hit in den 80ern. Wesentlich für die Story ist das nicht, aber es hilft, mit wenigen Hintergrundinformationen eine Figur zusammenzusetzen, selbst wenn sie nur Stichwortgeber ist.